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Die Formelbücher im přemyslidischen Böhmen

Résumé

On peut trouver en Bohême des traces de l’utilisation de formulaires, compilations élaborées dans les chancelleries et offrant des modèles pour l’établissement d’actes, dès la première moitié du xiiie siècle, époque durant laquelle se consolida la chancellerie royale et où ses membres commencèrent à reprendre à leur compte des formules connues par les formulaires étrangers. Les premiers formulaires tchèques de chartes et d’actes administratifs furent compilés dans les années 1260 à la chancellerie du roi de Bohême Přemysl Otakar II. (1253-1278). C’est à la même époque qu’apparut la première collection de formules dans la chancellerie de l’évêque de Prague.

Les années 1270 marquent l’épanouissement des formulaires en Bohême, comme le montre le formulaire de chartes et d’actes administratifs compilé par maître Henricus Italicus, protonotaire de la chancellerie royale (il faut distinguer ce personnage d’Henri d’Isernie, qui fut à l’origine d’un recueil de lettres fictives et d’exercices stylistiques). Le formulaire d’Henricus Italicus fut continuellement mis à jour. Spécialiste des formulaires tchèques de la seconde moitié du xiiie siècle, A.L. Petrov a identifié, au sein des textes conservés par divers manuscrits, deux recensions de base. D’autres recueils de formules furent tirés de ce formulaire, en particulier le Liber a missionibus regum, datant vraisemblablement de 1292, et dont l’initiateur est, d’après les inscriptions portées dans les manuscrits, Zdeněk de Třebíč (Zdenco de Trebecz). On compte en tout quatre recensions issues du formulaire d’Henricus Italicus et dispersées dans plusieurs bibliothèques européennes.

Parallèlement, d’autres formulaires furent établis, indépendamment du formulaire d’Henricus Italicus, en particulier le Recueil d’actes de la reine Cunégonde et le Formulaire de saint Paul. À la fin des années 1280, un nouveau formulaire de chartes et d’actes, appelé le Formulaire de l’évêque Tobias de Bechyně, fut constitué à la chancellerie épiscopale. Preuve de l’ampleur du phénomène, c’est encore à la fin de l’époque přemyslide qu’apparut le plus ancien formulaire urbain dans les Pays tchèques, celui de la Vieille-Ville de Prague.

Les formulaires de l’époque přemyslide furent recopiés et augmentés durant le xive siècle, comme le montrent les manuscrits et fragments conservés. Aucune preuve n’atteste cependant qu’ils furent directement utilisés comme modèles pour l’établissement d’acte. Ces formulaires servaient vraisemblablement à la formation du personnel administratif.

(Traduit par du tchèque par Éloïse Adde.)

I. Einführung

Nach bescheidenen Anfängen des Urkundenwesens in den böhmischen Ländern der zweiten Hälfte des 11. Jahrhunderts hat sich ein Jahrhundert später die Urkunde im Rechtsleben stärker durchzusetzen begonnen1. Eine entscheidende Rolle spielten in diesem Prozess vor allem die Urkunden der Fürsten und Könige der ersten böhmischen Herrscher-Dynastie, der Přemysliden (bis 1306). Erst mit einer gewissen Verspätung, die der Entwicklung und dem Status der Kirche sowie dem Stand der Kirchenverwaltung in den böhmischen Ländern entsprach, hat sich auch das Urkundenwesen der Olmützer, nicht lange danach auch der Prager Bischöfe ausgebildet2.

Am Herrscherhof sind in der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts einstweilen nur primitive Kanzleieinrichtungen entstanden, die sich seit dem Anfang des 13. Jahrhunderts zu einer konsolidierten Herrscherkanzlei entwickelten3. Während des 13. Jahrhunderts verloren die Herrscherurkunden ihre ältere, meist narrative Form und bekamen einen „amtlichen“ Charakter, der schon eine relativ feste Struktur und die Verwendung eines Urkunden-Formulars aufweist4. Diese Formulare wurden, ähnlich wie in anderen Gebieten des lateinischen Europas, von aus einem fortschrittlicheren Kanzleiwesen hervorgegangenen Urkunden, vor allem den Papsturkunden und -briefen beeinflusst5. In der schon konsolidierten Herrscherkanzlei unter der Regierung Přemysl Ottokars I. (1197-1230) und seines Nachfolgers Wenzel I. (1230-1253) wird auch, ähnlich wie beispielsweise in Polen und Ungarn, der Einfluss einiger ausländischer Formelbücher sichtbar6. Die Beamten der königlichen Kanzlei haben damals aus diesen jedoch nicht die ganzen Urkundentexte übernommen. Sie ließen sich vielmehr durch einzelne Formeln und Formulierungen, die sie höchstwahrscheinlich während ihres Studiums, beziehungsweise während ihrer Kanzleipraxis kennen gelernt hatten, inspirieren, ohne das Formelbuch als direkte Vorlage für das Konzept einer Urkunde heranzuziehen7.

II. Anfänge der Formelbücher in Böhmen. – Die ältesten Fragmente der böhmischen Formelbücher

Die ersten Spuren eines Formelbuches in Böhmen reichen wohl in die sechziger Jahre des 13. Jahrhunderts zurück. Auf etlichen, teilweise schwer beschädigten Folien von zwei Pergamentbruchstücken, die aus dem Einband von Manuskripten und alten Drucken herausgelöst worden waren, stammen Texte auf böhmische Verhältnisse bezüglicher Urkunden und Briefe sowie einzelne Urkunden- und Briefformeln und andere Texte8.

II.1. Berliner Fragment

Das erste dieser beiden Fragmente ist aus Hannover zu Georg Waitz während seines Wirkens in Kiel gelangt, der sich jedoch aus Zeitmangel mit ihm nicht beschäftigen konnte und es an Wolfgang Wattenbach zur Bearbeitung weitergab9. Das Fragment besteht aus zwei Doppelblättern, die von einer Hand aus der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts beschrieben sind. Auch die Blattränder sind mit der gleichzeitigen Kanzleihand teilweise beschrieben10. Am Anfang des ersten Blattes steht ein aus einer fremden Sammlung entnommener Brief französischer Bischöfe aus dem Jahr 1241. Dann folgen ein Brief an den Papst in einer diesem reservierten Gerichtssache in Böhmen, ein Privileg eines – wohl böhmischen – Königs für einige Kanoniker, Fragmente von anderen Briefen, die Gemma purpurea des Guido Fava (Faba) und vereinzelte sprachliche Formulierungen sowie einige Anweisungen zum Studium. Einige Schriften, unter ihnen Urkunden und Briefe des Prager Bischofs Johann III. (1258-1278), auch eine königliche Urkunde, beziehen sich auf die Kirchenverwaltung. Hier endete wohl ein Abschnitt des Formulars11; es folgt eine weitere auf die Tätigkeit des bischöflichen Gerichts bezügliche Gruppe von Urkunden und Briefen12. Nach einigen Formeln und Regeln ohne weitere Bedeutung wurden die Bannbulle Papst Gregors IX. gegen Friedrich II. aufgenommen sowie die Bulle Urbans IV. zugunsten des Notars der Königin von Böhmen, Magister W, den Wilhelm Wattenbach für den Urheber dieser Sammlung hielt13. Mit diesem Schriftstück beginnt eine Gruppe sich auf Königin Margarete, die erste Gattin König Přemysl Ottokars II. (1253-1278), beziehender Schriftstücke. Unter anderem sind hier mehrere Briefe der Königin an ihren Gemahl enthalten14.

Auf den dicht beschriebenen Blatträndern stehen verschiedene Schriften des Königs, kirchlicher Würdenträger, ein Brief König Karls von Sizilien an Přemysl Ottokar II. und vor allem einer Přemysls an seine zweite Gattin Kunigunde, den er ihr auf seinem letzten Feldzug gegen Rudolf von Habsburg gesandt hat15. Am Rande des ersten Blattes ist noch ein Mandat Wenzels II. zu Gunsten des königlichen Notars Henricus Italicus notiert16. Weiters scheinen hier auch Briefe des Markgrafen von Meissen Heinrich III. des Erlauchten, und des römisch-deutschen Königs Rudolf von Habsburg an Wenzel II. auf.

II.2. Münchener Fragment

Das zweite Fragment des selben Formelbuchs, das in der Bayerischen Staatsbibliothek gefunden wurde und aufbewahrt ist17, besteht aus zwei Lagen. Bei der ersten handelt es sich um ein in der Schrift des 14. Jahrhunderts beschriebenes Doppelblatt. Das zweite Fragment besteht aus drei ineinandergelegten Doppelblättern und einem einzelnen zwischen sie eingehefteten Blatt. Alle sind in der Schrift der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts geschrieben. An den Rändern dieser Blätter hat die Hand, die den Text auf der ersten Lage geschrieben hat, weitere Texte hinzugefügt. Der enge Zusammenhang vor allem der zweiten Lage dieses Fragments mit dem von Wattenbach analysierten Bruchstück ist unbestritten18.

Am Anfang des Fragments steht ein Brief mit einem überschwänglichen Lob für einen jungen Mann, der an dessen Vater adressiert ist19. Es folgen verschiedene Anreden, Arengen, Bruchstücke aus Briefen, eine Urkunde Přemysl Ottokars II., grammatikalische und etymologische Erklärungen, Zitate aus Enzyklopädien und anderen Schriftstücken20, Exzerpte aus dem kanonischen Recht21 usw. Von den wichtigeren Stücken ist ein Schreiben des Markgrafen Heinrich von Meissen zu erwähnen22, etliche Schreiben des Königs an verschiedene Adressaten23, ein Schreiben des Prager Bischofs Johann III., ein Brief des böhmischen Adeligen Vok von Rosenberg, Landeshauptmanns der Steiermark, über die Situation in dem von ihm verwalteten Land24, Klagen eines österreichischen Edlen an Přemysl Ottokar II.25 usw. Dazu kommen noch Texte am unteren Rande der Folien, vor allem Empfehlungen für die jungen Geistlichen der Prager Diözese26. Auf der ersten Lage dieses Fragments sind, neben den verschiedenen Exzerpten, Schriftstücke notiert, die sich auf Angelegenheiten böhmischer Kleriker beziehen27.

II.3. Inhalt und Urheber beider Fragmente

Der Inhalt beider Fragmente ist also sehr ungleichartig und unausgeglichen. Zutreffend hat ihn sein erster Bearbeiter, Henry Simonsfeld, charakterisiert: „ ein buntes Gemisch von ganz Werthlosem und sehr Werthvollem. Zusammenhanglos sind politische Schriftstücke vermengt mit grammatikalischen und etymologischen Stücken […], dazwischen finden sich kanonistische und rechtsgeschichtliche Exzerpte, die selbst ohne Zusammenhang und nur bruchstückweise und unvollständig aneinander gereiht sind…“28.

Trotz der fragmentarischen Überlieferung und der Verschiedenartigkeit dieses Formelbuchs zeichnet sich im überlieferten Text andeutungsweise eine konkrete Absicht bei seiner Entstehung ab. Die Gruppen der verwandten Schriftstücke deuten an, dass das Formelbuch in thematische Abschnitte gegliedert worden ist. In den Fragmenten sind Gruppen von Schriftstücken zur Kirchenverwaltung, zum bischöflichen Gericht, zur Königin und ihrem Schreiberpersonal, teilweise auch zum König und seiner Regierung in Spuren erkennbar.

Der Urheber dieses Formelbuchs ist nicht bekannt. Er gehörte wohl zu den Beamten der königlichen Kanzlei, hatte jedoch auch zum kirchlichen Milieu und seinen Schriftlichkeiten Zutritt. Wie schon bemerkt, hat Wattenbach den Verfasser mit dem im Formular mit dem Buchstaben W bezeichneten Notar der Königin in Verbindung gebracht. Simonsfeld bevorzugte den ungenannten, im zweiten Fragment hochgelobten jungen Mann29, der, zumindest seiner eigenen Ansicht nach, in den scholastischen Disziplinen hervorragend ausgebildet war und über ein phänomenales Gedächtnis verfügte – gewiss ein Mann, der sich nicht durch übertriebene Bescheidenheit auszeichnete.

II.4. Fragment von Plock

Ein anderes, kleines Fragment eines Formelbuchs böhmischer Provenienz, ebenfalls aus den sechziger Jahren des 13. Jahrhunderts, beinhaltete auf den kanonischen Prozess bezügliche Schriftstücke, die am bischöflichen Gericht benutzt wurden30. Seit dem zweiten Weltkrieg ist sie leider verschollen, sowie auch die ganze Bibliothek von Plock.

III. Formelbuch des Magisters Henricus Italicus

Diese älteren, noch unvollkommenen Formulare traten gegenüber einem Formelbuch der Urkunden und Briefe, das wohl in den siebziger Jahren des 13. Jahrhunderts, wahrscheinlich in der Kanzlei des böhmischen Königs Přemysl Ottokar II., entstanden ist, in den Hintergrund. Der Urheber dieser Formelsammlung war der Protonotar der Kanzlei Přemysl Ottokars II., Magister Henricus Italicus31, ein gebildeter und in der Kanzleitätigkeit geübter Mann wohl italienischer Herkunft32. Dieses Formelbuch bietet einen Einblick nicht nur in die Tätigkeit der königlichen Kanzlei, sondern auch in das wirtschaftliche und soziale Leben sowie in die Alltagskultur der böhmischen Gesellschaft der damaligen Zeit33.

Neben diesem aus der offiziellen Schriftlichkeit hervorgegangenen Formelbuch wurde in den siebziger Jahren des 13. Jahrhunderts eine Sammlung von fiktiven Briefen und Stilübungen zu verschiedenen Themen angelegt, die vor allem durch ihre im Namen Přemysl Ottokars II. konzipierten politischen Briefe bekannt worden ist. Ihr Verfasser war Heinrich von Isernia, Notar aus Süditalien, der seine Heimat aus politischen Gründen verließ, eine Zeit lang an der päpstlichen Kurie tätig war und dann, ähnlich wie viele italienische Flüchtlinge, über die Alpen ging. Zuletzt kam er nach Pirna in der Markgrafschaft Meissen und von dort im Jahre 1270 nach Prag. Er gründete eine Schule für die Ars dictandi und die Rhetorik auf dem Vyšehrad, die ihm seinen Lebensunterhalt sicherte, und war auch am königlichen und bischöflichen Hof tätig. Nach der Niederlage und dem Tod Přemysl Ottokars II. am Marchfeld (26. August 1278) ist er aus den Quellen verschwunden34.

Der unschätzbaren Bedeutung beider Sammlungen für die politische und Sozialgeschichte Böhmens entspricht auch das große Interesse, das die – nicht nur tschechische – Historiographie beiden Quellen gewidmet hat. Die vor allem für die Politik und Ideologie der Zeit Přemysl Ottokars II. wichtige und in der Fachliteratur bereits ausführlich behandelte Brief- und Dictaminasammlung Heinrichs von Isernia und weitere epistolographische Kollektionen sowie die oft diskutierte Frage nach der eventuellen Identität des Magisters Henricus Italicus mit ihm, die während der fast 170 Jahre seit der Zeit, als František Palacký35 diese Möglichkeit angedeutet hatte, nicht endgültig gelöst werden konnte, lasse ich hier beiseite und widme meine Aufmerksamkeit den Sammlungen des diplomatischen Materials und ihrer Verfasser, vor allem dem Magister Henricus Italicus.

III.1. Henricus Italicus

Dieser ist in den Urkunden Přemysl Ottokars II. vor allem durch die Formel datum per manus… ab dem Jahre 1273 belegt36, zuerst als Notar, später als Magister und Protonotar. Sein Urkundenstil und seine Schrift sind jedoch schon seit dem Jahre 1271 in der Kanzlei zu verfolgen. In den Urkunden tritt er – neben den angeführten Titeln – auch als Pfarrer von Gars am Kamp in Niederösterreich auf, weiters als Kanoniker am Vyšehrad, Domherr in Prag und Olmütz. Seine Titulatur in den Urkunden schwankt jedoch. Nach dem Tode Přemysl Ottokars II. 1278 geriet er in Bedrängnis, wurde in seinem Haus auf der Prager Kleinseite gefangen genommen und eingekerkert37, durch das Eingreifen des Prager Bischofs Johann III. jedoch bald wieder freigelassen. Dann war er als Notar Ottos von Brandenburg, des Vormunds des unmündigen Thronfolgers Wenzel, tätig und kam auch in die Kanzlei Wenzels, wo er jedoch meistens anonym auftrat und nur an seinem Stil und seiner Schrift erkennbar ist. Es ist zu vermuten, dass er sich während der brandenburgischen Vormundschaftsregierung, die zu einer Okkupation auswuchs, kompromittierte und es ihm wohl nur seine professionellen Fähigkeiten ermöglichten, weiter in der königlichen Kanzlei, jedoch nur in einer subalternen Stellung, tätig zu sein. Am Anfang der Regierung Wenzels II. wurde er mit Hilfe einer gefälschten Urkunde der Beschädigung der königlichen Interessen während der brandenburgischen Besatzung beschuldigt. Er legte jedoch die Beschuldigung wider38.

Die Gunst Wenzels II. hat er jedoch nicht ganz verloren, was das Mandat Wenzels an den villicus in Kamýk in einer Angelegenheit des Henricus, das am Rande des ältesten bekannten Formularfragments aus Böhmen notiert ist, bezeugt39. Unter seinem eigenen Namen erscheint er regelmäßig in den Urkunden Wenzels in den polnischen Angelegenheiten (bis zum Jahre 1292). In den achtziger Jahren des 13. Jahrhunderts tritt er auch in einigen Urkunden der Prager Altstadt und des Vyšehrader Kapitels auf. In der selben Zeit ist er durch seinen Namen und Stil auch in einigen niederösterreichischen Urkunden belegt, ganz zuverlässig dann in einer eigenen, von ihm besiegelten Urkunde für das Spital in Eggenburg aus dem Jahre 1301, in deren Text er als Pfarrer von Gars und Vyšehrad sowie Olmützer Kanoniker genannt ist40. Das ist die letzte zuverlässige Quellennachricht über den Notar Henricus. Möglicherweise sind sein Stil und Schrift in der königlichen Kanzlei noch bis zum Jahre 1306 zu verfolgen41 – sofern es sich dabei tatsächlich um ihn selbst und nicht um einen von seinen Schülern oder Mitarbeitern handelt. Dann verschwinden alle Spuren seiner Tätigkeit vollständig.

III.2. Überlieferung des Formulars des Henricus Italicus

Das Formelbuch der Urkunden und (amtlichen) Briefe des Magisters Henricus ist in mehreren Handschriften und Handschriftenfragmenten überliefert, die jetzt auf verschiedene Archive und Bibliotheken zerstreut sind. Alle von ihnen sind jedoch spätere Kopien der Sammlung, die Originale selbst sind nicht erhalten. Die Inhalte der einzelnen Handschriften unterscheiden sich untereinander vor allem durch die Zahl und Abfolge der Schriftstücke, so dass die Formelsammlungen fast aller Handschriften eine jeweils eigene Redaktion des Werkes darstellen42. Leider steht bis jetzt keine vollständige kritische Edition des Formelbuchs des Henricus Italicus zur Verfügung, da die ersten Editoren nur die aus ihrem Gesichtspunkt „wichtigen“ oder „interessanten“ Schriftstücke publiziert 43 und ihre Nachfolger die bereits gedruckten, aber auch einige noch ungedruckte Texte weggelassen haben44. Die verstreuten Manuskripte, mangelhaften Editionen sowie einige Manuskriptverluste45 komplizieren eine kritische Bearbeitung dieser Quelle, so dass man noch keine definitive Beurteilung anbieten kann.

Ein hervorragender Kenner aller damals bekannten Fassungen des Formelbuchs des Henricus Italicus, Aleksěj Leodinovič Petrov, hat am Beginn des 20. Jahrhunderts zwei Gruppen von Texten unterschieden, die ursprüngliche und die abgeleitete, die in mehrere Redaktionen zerfallen46.

III.2.a. Erste Redaktion des Formelbuchs des Henricus Italicus

Die grundlegenden Texte der Sammlung, die als die ursprüngliche bzw. erste Redaktion angesehen werden, sind in zwei Manuskripten überliefert, in der Königsberger Handschrift und in einer Handschrift der Bibliothek des Prager Domkapitels.

Die Königsberger Handschrift befand sich ursprünglich unter der Signatur 281a im Königlichen Staatsarchiv in Königsberg (heute Kaliningrad). Dort wurde sie von mehreren Forschern untersucht, vor allem von Johannes Voigt, der den wesentlichen Teil der Formulartexte ediert hat47, und von A. L. Petrov, der die Handschrift und den Text der Formelsammlung des Henricus Italicus analysierte und ihre Konkordanz mit anderen überlieferten Texten dieser Sammlung erstellt hat. Bereits im Jahre 1907, als seine Arbeit beendigt war und publiziert wurde, ist diese Handschrift an die Königliche Bibliothek zu Königsberg, die nachmalige Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, abgegeben worden. Seitdem gilt sie als verschollen48.

Die Königsberger Handschrift stammte aus dem Ende des 13. oder dem Anfang des 14. Jahrhunderts und stellt eine Sammelhandschrift verschiedener Formelbücher dar. Das Formular des Magisters Henricus stand an ihrem Anfang (fol. 2a-130b). Mit seinen 316 Formularstücken war es der umfangreichste Bestandteil dieses Formelbuchs. Petrov betrachtete es als die ursprüngliche und „volle“ Redaktion49. Es umfasste einige Urkunden Friedrichs II., Konrads IV. und Rudolfs von Habsburg, Urkunden von böhmischen Königen, konkret eine Urkunde Wenzels I. und mehrere Urkunden Přemysl Ottokars II., die über seine Beziehungen vor allem zu Rudolf von Habsburg, teilweise auch zu benachbarten Herrschern Auskunft geben. Ein großer Teil der Sammlung bezog sich auf die Zeit König Wenzels II. Die Schriftstücke sind nach zum Teil mit Überschriften versehenen Sachgruppen angeordnet50.

Bis zur Nummer 237 des Formulars Heinrichs in der Königsberger Handschrift stimmte bis auf einige Stücke der wesentliche Teil – bis zur Nummer 233 – mit den Instrumenta Henrici Italici in der Handschrift der Bibliothek des Prager Domkapitels, Sign. K 33, die ins erste Dezennium des 14. Jahrhunderts datiert wurde, überein51. Während im Formular der Königsberger Handschrift die Sachgruppe Exemptiones, libertates, gratiae diversae mit weiteren 79 Stücken (Nr. 238-316) fortgesetzt wurde, sind in jener des Prager Domkapitels nach dieser Gruppe nur fünf weitere Schriftstücke angereiht, die jedoch in keiner anderen Handschrift vorkommen52. Am Ende der Sammlung in der Prager Kapitelhandschrift steht der Vermerk: Expliciunt instrumenta H(enrici) Italici53.

Die erste Redaktion in ihrer umfangreicheren Form ist bruchstückhaft auch in weiteren Handschriften überliefert, und zwar in einer der Leipziger Stadtbibliothek aus dem 14. Jahrhundert54, in der Abschrift, die in der Bischöflichen Bibliothek in Klagenfurt aufbewahrt ist (als Formae privilegiorum de subtili stilo bezeichnet)55, und im ersten der Fragmente der Handschrift clm 22303 der Bayerischen Staatsbibliothek in München, die ebenfalls aus dem 14. Jahrhundert stammen.56

III.2.b. Zweite Redaktion des Formelbuchs des Henricus Italicus

Die zweite Redaktion der ursprünglichen Fassung des Formelbuchs des Henricus Italicus ist in der Handschrift der Universitätsbibliothek in Innsbruck aus dem 14. Jahrhundert überliefert.57 Diese Redaktion umfasst einige Stücke, die auch im letzten Teil der Königsberger Handschrift vorkommen, also in dem Teil, der in der Handschrift des Prager Domkapitels nicht beinhaltet ist. Bei der Zusammenstellung dieser Sammlung hat der Verfasser auch einige Stücke (27 Formeln) aus der schlesischen Formelsammlung Summa Nicolai benützt. Die Urkunden aus der böhmischen königlichen Kanzlei scheinen in dieser Redaktion in anderer Folge als in den übrigen Handschriften auf.

Mit dem böhmischen Teil der Innsbrucker Handschrift stimmt der Text auf dem Fragment, das vom Deckel der Handschrift in der Königlichen und Universitätsbibliothek in Königsberg abgenommen wurde, überein58. Auf sechs Blättern des wohl aus dem 14. Jahrhundert stammenden Bruchstücks befinden sich 18 Formeln59.

III.2.c. Die abgeleiteten Redaktionen des Formelbuchs des Henricus Italicus

Zu den abgeleiteten Redaktionen zählt A. L. Petrov vier weitere Fassungen:

An erster Stelle die eines sonst unbekannten Zdeněk von Třebíč, Liber a missionibus regum per manus Zdenconis de Trebecz60, die wohl im Jahr 1292 verfasst wurde61. Neben den Urkunden und Briefen über böhmische Angelegenheiten umfasst sie auch einige Stücke italienischen und Reichsursprungs, die sich jedoch auf Böhmen beziehen. Mit ihren 255 Formeln gehört diese Redaktion zu den umfangreichsten von der Sammlung des Henricus abgeleiteten Formelbüchern. In diese Sammlung wurden etwa drei Fünftel der im Formelbuch der Königsberger Handschrift enthaltenen Schriftstücke, jedoch in anderer Reihenfolge, übernommen. Diese Formeln wurden um weitere 113 Stücke, überwiegend aus der Kanzlei Wenzels II., ergänzt, vor allem um die Arengen und anderer Texte von Verträgen mit den Nachbarfürsten. Es ist nicht ausgeschlossen, dass einige von diesen aus anderen, jetzt unbekannten Fassungen des Formulars des Henricus stammen. Die Formeln sind thematisch gereiht, wenn auch nicht ganz folgerichtig. Das Formelbuch beginnt mit den Statuten des Königreichs Böhmen und der Stadt Prag. Weiters sind einzelne Abteilungen, distinctiones oder capitula genannt, mit Überschriften versehen und nummeriert. Der Urheber dieser Sammlung war bestrebt, die Personen- und Ortsnamen sowie die Daten zu ergänzen, wobei er jedoch viele Fehler machte, sodass diese Redaktion für unzuverlässig gilt62.

Das Formelbuch des Zdeněk von Třebíč ist in einer Handschrift aus dem 14. Jahrhundert überliefert, die am Ende des 15. oder am Anfang des 16. Jahrhunderts dem Probst des Prager Domkapitels, dem Humanisten Georg Bartholomäus Pontanus von Breitenberg, gehörte. Die Handschrift hat dann wiederholt ihren Besitzer geändert. Sie gehörte dem Gabriel Swiechin von Paumberg, dann dem Leopold Johann Victorin von Windischgrätz, aus dessen Nachlass sie in einer Auktion an eine Familie Managetti verkauft wurde. In den neunziger Jahren des 19. Jahrhunderts wurde sie in der Bibliothek J. E. A. Fenwicks in Cheltenham in England entdeckt63, aus der sie im Jahre 1948 für die Tschechoslowakische Republik angekauft und der damaligen Universitätsbibliothek in Prag übergegeben wurde64.

Im Jahre 1748 wurde diese Handschrift für den ersten geheimen Hausarchivar Maria Theresias, Erzherzogin von Österreich und Königin von Ungarn und Böhmen usw., Theodor Anton Taulow von Rosenthal65, abgeschrieben66. Diese Abschrift unterscheidet sich von der Vorlage nur in einigen Details. Konkret wurden einige Schriftstücke umgetauscht, eines von ihnen fehlt.

Eine zweite abgeleitete Redaktion stellt A. L. Petrov zufolge das zweite Bruchstück der Münchener Handschrift 22303 dar. Bei diesem Text fehlen Anfang und Schluss. Der überlieferte Teil beinhaltet einige Schriftstücke, die in den Handschriften der ersten Redaktion der ursprünglichen Fassung vorkommen, auch einige Schriftstücke der ersten Redaktion der bearbeiteten Fassung, jedoch in unterschiedlicher Anordnung. Dazu wurden einige Urkunden aus der ersten Redaktion des Formelbuchs des Prager Bischofs Thobias von Bechyně ergänzt67.

Die dritte Redaktion der abgeleiteten Fassung befindet sich in einer Handschrift aus dem 14. Jahrhundert in der Stadtbibliothek in Colmar68. Etwa vier Fünftel der Schriftstücke dieser Sammlung kommen auch in anderen Redaktionen der Formelsammlung des Henricus Italicus vor. Von den anderen Redaktionen unterscheidet sich diese durch die „theoretische“ kompilierte Einführung und durch die hinzugefügten Varianten von Briefen zu verschiedenen Gelegenheiten, die keine Beziehung zu den anderen Redaktionen des Formelbuchs des Henricus haben. Den angeführten Ortsnamen nach ist diese Redaktion in Westdeutschland entstanden69.

Schließlich hält A. L. Petrov das Bruchstück, das in der Münchener Handschrift 22303 enthalten ist, für die vierte Redaktion der abgeleiteten Fassung, die jedoch nur wenige Gemeinsamkeiten mit anderen Redaktionen der Formelsammlung des Henricus Italicus aufweist70.

III.3. Die Entstehung des Formelbuchs des Henricus Italicus

Da die Grundlage des Formelbuchs Urkunden und Briefe aus den letzten Jahren der Regierung Přemysl Ottokars II. und aus dem Anfang der Regierung Wenzels II. bilden, von denen einige persönlich von Henricus konzipiert sind71, kann vermutet werden, dass deren erste Aufzeichnungen aus der böhmischen königlichen Kanzlei noch unter der Regierung Přemysl Ottokars II. entstanden sind. Unter seinem Nachfolger Wenzel II. wurden sie um weitere Urkunden ergänzt. Die Überlieferung des Formulars erlaubt die Annahme, dass dieses Formelbuch sowohl von seinem Urheber als auch von anderen Personen der Kanzlei umgearbeitet und ergänzt wurde, sodass insgesamt ein halbes Dutzend von verschiedenen Redaktionen dieses Formelbuchs entstanden ist72.

Einige Schriftstücke73, die auch im Original überliefert sind, deuten an, dass dieses Formelbuch auf die Originalurkunden und -briefe zurückgeht, die in der königlichen Kanzlei ausgefertigt wurden. Bei einigen von ihnen ist es deutlich, dass es sich um Kopien der Konzepte, die nach der Expedition der Urkunden, eventuell auch der Briefe, in der Kanzlei verblieben sind, oder auch um Abschriften der Originalurkunden handelt. Das Formelbuch enthält jedoch auch Schriftstücke, die in die Kanzlei gelangt sind, das heißt, dass Henricus Italicus auch das königliche Archiv zu Verfügung gestanden ist. Außer den Urkunden und Briefen aus der böhmischen königlichen Kanzlei enthält diese Formelsammlung auch einige Schriftstücke, die sich auf das Römische Reich beziehen, die der Urheber der Sammlung wohl aus dem Formelbuch des Petrus de Vineis (ca. 1190-1249), des Kanzlers Kaiser Friedrichs II., übernommen hatte. Einige Schriftstücke hat Henricus wohl aus Italien mitgebracht74. Die in die Sammlung aufgenommenen Schriftstücke sind thematisch eingeordnet, so dass das Formelbuch bequem benutzt werden konnte.

IV. Weitere Formelbücher der přemyslidischen Zeit

Henricus Italicus war nicht der einzige, der sich mit der Zusammenstellung und Bearbeitung des Formelbuchs beschäftigt hat, wenn auch wohl gerade er selbst die anderen Angehörigen der Kanzlei zur Erarbeitung solcher Bücher ermuntern konnte.

IV.1. Formulare der königlichen Kanzlei

Der sonst nicht näher bekannte Magister Bohuslav, wohl Kaplan oder Notar der Königin Kunigunde, der zweiten Gattin Přemysl Ottokars II., hat eine die Korrespondenz der Königin fingierende Briefsammlung zusammengestellt. In diese Sammlung wurden jedoch auch einige echte Urkunden und Briefe eingereiht. Dieser Teil der so genannten „Briefsammlung der Königin Kunigunde“ ist ein Formular eines unbekannten Verfassers, das nach den tatsächlichen Urkunden geschrieben worden ist75.

Als selbständiges Formelbuch aus der Zeit Wenzels II. ist jene Formelsammlung zu betrachten, von der jetzt nur ein Pergamentblatt, das als Überzug auf dem Einbanddeckel eines Manuskripts in der Bibliothek des Prager Domkapitels angeklebt worden war76, erhalten geblieben ist. Nach der Abnahme des Blattes und Anwendung chemischer Mittel, die schließlich das Lesen der fast unsichtbaren Schrift ermöglichten, wurde das Blatt als Rest eines Formelbuchs identifiziert. Unter den vierzehn Formeln, Urkunden und Briefen befinden sich drei Schriftstücke, die auch in einigen bekannten Formularen vorkommen (Petrus de Hallis, Henricus Italicus, Zdeněk von Třebíč), in diesem Fragment aber korrekter geschrieben sind. Die meisten Urkunden und Briefe beziehen sich auf die geplante, jedoch noch nicht durchgeführte Krönung Wenzels II. zu Pfingsten 128777. Der Verfasser sowie die genaue Entstehungszeit dieser Sammlung sind nicht bekannt.

Aus der Kanzlei Wenzels II. stammt auch die Sammlung von Formeln, Urkunden und Briefen, die Johann Loserth im Stiftsarchiv St. Paul im Lavanttal entdeckte und seit ihrer Edition als St. Pauler Formular bekannt ist78. Die Schriftstücke stammen aus der Zeit von 1283 bis zum Ende des 13. Jahrhunderts, erwähnt sind auch Konfirmationsprivilegien aus der Zeit Wenzels I. und Přemysl Ottokars II. Die nach einem gewissen Schema aneinander gereihten Schriftstücke behandeln überwiegend die inneren, teilweise aber auch äußeren Angelegenheiten des böhmischen Staats. Im Unterschied zu anderen Formeln, sind in diesen konkrete Namen und Zahlen angeführt. Einzelne thematische Gruppen sind – nicht ganz folgerichtig – mit marginalen Titeln bezeichnet. Diese Formelsammlung, die in eine Papierhandschrift aus der Zeit um 1360 eingeschrieben wurde, stellt die Kopie einer älteren Handschrift dar. Nach St. Paul im Lavanttal in Kärnten gelangte sie aus der Bibliothek des Spitals am Pyhrn in Oberösterreich.

IV.2. Formulare der Kanzlei des Prager Bischofs

Neben dem der königlichen Kanzlei war auch das Personal der Kanzlei des Prager Bischofs im Konzipieren von Urkunden und Briefen geübt. Die ersten bekannten Formeln der Bischofsurkunden erschienen schon im älteren Formelbuch aus den sechziger Jahren des 13. Jahrhunderts neben anderen Urkunden79. Am Ende der achtziger Jahre des 13. Jahrhunderts ist ein Formelbuch in der Kanzlei des Prager Bischofs Tobias von Bechyně entstanden. Es enthält Texte der Urkunden und (amtlichen) Briefe der bischöflichen Kanzlei aus den Jahren 1279-1296, wobei etwa vier Fünftel die von Bischof Tobias ausgestellten Urkunden und Briefe darstellen; die übrigen sind überwiegend an den Bischof adressierte Schriftstücke80. Dieses Formelbuch steht im engen Zusammenhang mit dem wichtigsten Formular der königlichen Kanzlei, dem Formelbuch des Henricus Italicus. Wie schon bemerkt, wurden einige Schriftstücke des Formelbuchs des Bischofs Tobias in eine der Redaktionen des Formelbuchs des Henricus übernommen, andererseits sind einige Schriftstücke aus dessen Formelbuch ins bischöfliche Formelbuch gelangt.

IV.3 Formular der Prager Altstadt

Am Ende der Přemyslidenzeit ist auch die älteste Formelsammlung städtischer Provenienz in den böhmischen Ländern, das Formelbuch der Altstadt Prag, entstanden, das wohl von ihrem Stadtschreiber zusammengestellt worden war. Die 13 Schriften, die auf zwei Pergamentdoppelblättern in extenso oder nur fragmentarisch überliefert sind, beziehen sich auf Angelegenheiten der Stadt und ihrer Einwohner sowie auf die anderen mit der Stadt verbundenen Personen81.

V. Fazit

Wie aus dieser Übersicht hervorgeht, wurden die ersten böhmischen Formelsammlungen in der Kanzlei Přemysl Ottokars II. in den sechziger Jahren des 13. Jahrhunderts zusammengestellt. Wohl in der selben Zeit wurden auch die in der bischöflichen Kanzlei und am Bischofsgericht vorhandenen Urkunden und Briefe dort kopiert und wahrscheinlich in die selbe Formelsammlung eingegliedert. Zur ersten Blüte der Formelbücher in Böhmen ist es in den siebziger Jahren des 13. Jahrhunderts und wieder nach der Befestigung der Herrschermacht unter Přemysls Nachfolger Wenzel II. am Ende der achtziger und Anfang der neunziger Jahren gekommen, als das ältere Formelbuch in der königlichen Kanzlei neu bearbeitet und ergänzt wurde und das spezielle Formelbuch der bischöflichen Schriftstücke entstanden ist. Inwieweit zur Entfaltung der Formelbücher in der königlichen Kanzlei die Tatsache beitrug, dass sich Wenzel II. persönlich um das stilistische Niveau der schriftlichen Kultur kümmerte und die Notare diesbezüglich überwachte82, ist nicht bekannt; diese Möglichkeit ist jedoch nicht ausgeschlossen. Trotzdem hängt die Entstehung der Formelbücher gewiss nicht, beziehungsweise nicht nur, mit dem Interesse des Königs an einer rhetorischen Stilisierung zusammen, sondern vor allem mit der Konsolidierung der königlichen Kanzlei, ihrer steigenden Bedeutung in der Staatsverwaltung sowie mit der damit zusammenhängenden, wachsenden Pflege der Kanzleitätigkeit83.

Die Formelbücher aus den letzten Jahren der Regierung Přemysl Ottokars II. und vornehmlich Wenzels II. wurden nicht nur in der Přemyslidenzeit kopiert und bearbeitet, sondern auch im Laufe des 14. Jahrhunderts, was die überlieferten Redaktionen und Handschriften bezeugen. Sie waren zugleich nicht auf das Gebiet der böhmischen Länder beschränkt, sondern haben auf die schriftliche Kultur auch in anderen Gebieten des lateinischen Europas eingewirkt. Trotz des Interesses an den Urkunden- und Briefformeln und ihren Sammlungen ist ihr Nachhall in den Texten der überlieferten Originalurkunden allerdings nur schwer zu finden. Ab und zu konnten Urkunden festgestellt werden, die in den Formelsammlungen als Vorlage benutzt wurden84. Es gibt jedoch keine Belege dafür, dass schon in der Zeit der Přemysliden vollständige Urkundentexte aus den Formelbüchern als direkte Vorlagen für die ausgestellten Urkunden benutzt wurden. In den Originalurkunden sind einzelne Formeln aus dem Formelbuch feststellbar, jedoch keine vollständigen Urkundentexte85. Aufgrund dieser Tatsache kann vermutet werden, dass die Formelbücher in der königlichen, beziehungsweise bischöflichen Kanzlei vornehmlich als Hilfsmittel für die Ausbildung des Kanzleipersonals zusammengestellt und bearbeitet wurden, das nach ihnen das Konzipieren der Urkunden und Briefe erlernt hat, diese Zusammenstellungen aber nicht als direkte „Muster“ für das Urkundenschreiben gedient haben86.


1 Die Urkunden aus dieser Zeit sind ediert in: Codex diplomaticus et epistolaris regni Bohemiae 1, Inde ab a. DCCCV usque ad a. MCXCVII, ed. Gustav Friedrich, Praha,1904-1907. Zu den Anfängen der böhmischen Urkunden vgl. vor allem: Václav Hrubý, Tři studie k české diplomatice, hg. von Jindřich Šebánek, Brno, 1936; Zdeněk Fiala, « K počátkům listin v Čechách », in Sborník historický 1 (1953), S. 27-45; idem, « K otázce funkce našich listin do konce 12. století », in Sborník prací filozofické fakulty brněnské univerzity C 7 (1960), S. 5-34; Jindřich Šebánek - Sáša Dušková, « Česká listina v době přemyslovské (Nástin vývoje) », in Sborník prací filozofické fakulty brněnské univerzity C 11 (1964), S. 51-72; der selbe Text, jedoch ohne Anmerkungen, auch in: Jindřich Šebánek, Alexander Húščava, Zdeněk Fiala, Československá diplomatika I, Praha 1965, S. 86-96, und Jindřich Šebánek, Zdeněk Fiala, Zdeňka Hledíková, Česká diplomatika do roku 1848, Praha, 1971, S. 83-104; Jiří Pražák, « Rozšíření aktů v přemyslovských Čechách. K počátkům české listiny », in Collectanea opusculorum ad iuris historiam spectantium Venceslao Vaněček septuagenario ab amicis discipulisque oblata – Pocta akademiku Václavu Vaněčkovi k 70. narozeninám, hg. von Karel Malý, Praha, 1975, S. 29-40; Rostislav Nový, « Diplomatické poznámky k donačním listinám českých klášterů a kapitul do konce 12. století », in Studia mediaevalia Pragensia 2, Praha, 1991, S. 125-146; Jan Bistřický, « Über Falsifikate böhmischer Gründungsurkunden bis zum Ende des 12. Jahrhunderts », in Archivmitteilungen 4 (1991), S. 186-189; Marie Bláhová, « Die Herrscherurkunden in den böhmischen Ländern in der Zeit der přemyslidischen Fürsten (bis zum Ende des 12. Jahrhunderts): Formular – Stilistik – Funktion » , in: Urkunden und ihre Erforschung. Zum Gedenken an Heinrich Appelt, hg. von Werner Maleczek, Wien, 2014 (Veröffentlichungen des Instituts für Ósterreichische Geschichtsforschung, Band 62), S. 207-225. - Diese Studie entstand im Rahmen des Programms zur Entwicklung der Wissenschaftsbereiche an der Karlsuniversität Nr. P12 Historie in interdisziplinärer Perspektive, Unterprogramm Fontes. Quellen zur tschechischen Geschichte.
2 Vgl. Rostislav Nový, Listiny pražských biskupů XI.-XIV. století (Diplomaticko-správní rozbor), Praha, 1961 (AUC, Phil. et hist. 5); Jan Bistřický, « Studien zum Urkunden-, Brief- und Handschriftenwesen des Bischofs Heinrich Zdík », in Archiv für Diplomatik 26 (1980), S. 135-258.
3 Vgl. Josef Emler, Die Kanzlei der böhmischen Könige Přemysl Ottokars II. und Wenzels II. und die aus derselben hervorgegangenen Formelbücher, Praha 1878; Zdeněk Fiala, « Panovnické listiny, kancelář a zemský soud za Přemysla II. (1241 – 1253 – 1278) », in Sborník archivních prací 1951, S. 165-294; Jindřich Šebánek – Sáša Dušková, « Česká listina doby přemyslovské », in Sborník archivních prací 6-1 (1956), S. 136-211, 6-2 (1956), S. 99-160; Jindřich Šebánek – Sáša Dušková, « Das Urkundenwesen König Ottokars II. von Böhmen », in Archiv für Diplomatik 14 (1968), S. 302-422, 15 (1969), S. 251-399.
4 Vgl. z. B. Sáša Dušková, « Kdo byl notář Jindřich », in Sborník prací filosofické fakulty brněnské univerzity, IX, C 7, Brno, 1960, S. 59-74, hier S. 60.
5 Sáša Dušková, « Formelsammlungen in der böhmischen königlichen přemyslidischen Kanzlei », in Sborník prací filozofické fakulty brněnské univerzity, C 23/24 (1976/77), S. 121-124, hier S. 121; Zdeňka Hledíková, « Die Einflüsse päpstlicher Urkunden und Kanzleibräuche auf das Urkunden- und Kanzleiwesen der Bischöfe und Erzbischöfe von Prag (Prolegomena) », in Papsturkunde und europäisches Urkundenwesen. Studien zu ihrer formalen und rechtlichen Kohärenz vom 11. bis 15. Jahrhundert, hg. von Peter Herde und Hermann Jakobs, Köln – Weimar – Wien, 1999, S. 97-121.
6 Vgl. S. Dušková, « Formelsammlungen… », S. 121-122; Karol Małeczyński, O formularzach w Polsce w XIII wieku, Wrocław. 1948; Agnes Kurcz, « Arenga und Narratio ungarischer Urkunden des 13. Jahrhunderts », in Mitteilungen des Instituts für österreichische Geschichtsforschung 70 (1962), S. 323-354. Die Formelbücher wurden von Ludwig Rockinger, Briefsteller und Formelbücher des elften bis vierzehnten Jahrhunderts, I-II, München 1863, 1864 (Quellen zur bayerischen und deutschen Geschichte, 9), ediert.
7 Vgl. S. Dušková, « Formelsammlungen… », S. 122.
8 Vgl. Wilhelm Wattenbach, « Fragmente eines böhmischen Formelbuchs aus dem 13. Jahrhundert », in Forschungen zur deutschen Geschichte 15 (1875), S. 215 – 238; Henry Simonsfeld, « Fragmente von Formelbüchern auf der Münchener Hof- und Staatsbibliothek », in Sitzungsberichte der philosophisch-philologischen und der historischen Classe der Akademie der Wissenschaften, München, 1893, S. 443-536; Miroslav Boháček, « Das römische Recht in der Praxis der Kirchengerichte der böhmischen Länder im XIII. Jahrhundert », in Studia Gratiana 11 (1967), S. 285-287.
9 Vgl. W. Wattenbach, « Fragmente… », S. 215; H. Simonsfeld, « Fragmente… », S. 479. Dieses Bruchstück befindet sich jetzt in der Staatsbibliothek zu Berlin, Preußischer Kulturbesitz, Sign. Cod. lat. inf. 431.
10 . W. Wattenbach, « Fragmente… », S. 215.
11 Mit der Überschrift Expliciunt rubricae. V. libri. Vgl. W. Wattenbach, « Fragmente… », S. 222.
12 W. Wattenbach, « Fragmente… », S. 222-229. Vgl. M. Boháček, « Das römische Recht… », S. 285-289.
13 W. Wattenbach, « Fragmente… », S. 230.
14 . W. Wattenbach, « Fragmente… », S. 232-233.
15 . W. Wattenbach, « Fragmente… », S. 236-237.
16 W. Wattenbach, « Fragmente… », S. 237.
17 Bayerische Staatsbibliothek, Cod. lat. 29095.
18 H. Simonsfeld, « Fragmente… » S. 479.
19 H. Simonsfeld, « Fragmente… », S. 480-481.
20 H. Simonsfeld, « Fragmente… », S. 480,
21 . H. Simonsfeld, « Fragmente… », S. 483-484.
22 H. Simonsfeld, « Fragmente… », S. 528, Beilage VI, No. 1.
23 H. Simonsfeld, « Fragmente… », S. 530-532, Beilage VI, No. 5-7.
24 H. Simonsfeld, « Fragmente… », S. 528-529, Beilage VI, No. 2.
25 H. Simonsfeld, « Fragmente… », S. 529-530, Beilage VI, No. 529-530.
26 H. Simonsfeld, « Fragmente… », S. 495, 533-534.
27 H. Simonsfeld, « Fragmente… », S. 495-496, 533-534.
28 H. Simonsfeld, « Fragmente… », S. 480.
29 H. Simonsfeld, « Fragmente… », S. 480.
30 Biblioteka katedralna płocka (Polen), MS 14, Fol. 2v. Vgl. Adam Vetulani, « Średniowieczne rękopisy płockiej Biblioteki Katedralnej », in Roczniki Biblioteczne 7 (1963), S. 386-388; M. Boháček, « Das römische Recht… », S. 288-289.
31 J. Šebánek – S. Dušková, « Das Urkundenwesen… », S. 398-399, vermuten ein älteres „Kanzleibuch“ von Heinrichs Vorgänger und späterem Kanzler Peter, das den Kern der Urkundensammlung Heinrichs bilden würde, bringen für ihre Hypothese jedoch keine Argumente. Dagegen datiert Dušan Třeštík, « Formularze Czeskie XIII wieku: rękopisy i filiacje », in Studia Źródłoznawcze – Commentationes 7 (1962), S. 43-56, hier S. 51, die Entstehung der Sammlung auf das Ende der achtziger Jahre des 13. Jahrhunderts. Zum Artikel D. Třeštíks vgl. die Rezension von Ivan Hlaváček, in Československý časopis historický 11 (1963), S. 550.
32 Die italienische Herkunft des Henricus wird von S. Dušková, « Kdo byl notář Jindřich », S. 69, in Frage gestellt, jedoch ohne überzeugende Gründe.
33 Mit Recht hat Jan Bedřich Novák, ein hervorragender Kenner der böhmischen Formelbücher des 13. Jahrhunderts, festgestellt (« Henricus Italicus und Henricus de Isernia », in Mittheilungen des Instituts für österreichische Geschichtsforschung 20 (1899), S. 253-275, hier S. 254): „In ihm spiegelt sich… die großartige wirtschaftliche Umwälzung, die im 13. Jahrhundert in Böhmen stattfand und in der gewaltigen Persönlichkeit Přemysl Ottokars II. ihren stärksten Ausdruck findet, wider. Berufung deutscher Colonisten, hastige Gründung von Städten, Ausbreitung des Mittelstandes und der Geldwirtschaft in dem auf Naturwirtschaft basierenden Staate lassen in diesen Quellen deutlich ihre Spuren erblicken. Man kann hier in einem Vollbild die neue Staatsorganisation in jeder Abzweigung der Verwaltung verfolgen.“ Vgl. auch Johannes Voigt, « Das urkundliche Formelbuch des königl. Notars Heinricus Italicus aus der Zeit der Könige Ottokar II. und Wenzel II. von Böhmen », in Archiv für Kunde österreichischer Geschichts-Quellen 29, Wien, 1863, S. 1-184, hier S. 14.
34 Zur Biographie Heinrichs von Isernia vgl. vor allem Karl Hampe, Beiträge zur Geschichte der letzten Staufer. Ungedruckte Briefe aus der Sammlung des Magisters Heinrich von Isernia, Leipzig 1910, S. 12-58. Die nötigen Informationen über Heinrich von Isernia und über die Problematik seiner möglichen Identität mit Henricus Italicus bei Jana Nechutová, Die Lateinische Literatur des Mittelalters in Böhmen, Köln – Weimar – Wien, 2007 (= Bausteine zur slavischen Philologie und Kulturgeschichte, NF, Reihe A: Slavische Forschungen, Bd. 59), S. 129-134. Von der neueren Literatur vgl. auch Richard Psík, Invectiva prosotetrasticha in Vlricum Polonum. Součást sbírky listů a diktamin Jindřicha z Isernie, Ostrava, 2008, S. 16-35 (beide Werke führen auch die ältere Literatur an). Von der älteren Literatur zum Lebenslauf Heinrichs von Isernia und zur Frage, ob zwei oder ein einziger Heinrich die beiden Formulare verfasst haben, vgl. vor allem J. Voigt, « Das urkundliche Formelbuch… », S. 12-13; Hermenegild Jireček, « Dva Vlachové v Čechách », in Časopis Musea Království českého 44/1 (1870), S. 130-153; Jan Bedřich Novak, « Henricus Italicus und Henricus de Isernia », in Mittheilungen des Instituts für österreichische Geschichtsforschung 20 (1899), S. 253-275; Alexandr Petrov, Henrici Italici libri formarum e tabulario Otacari II. Bohemorum regis quatenus rerum fontibus aperiendis possint inservire, I-II, S. Peterburg, 1906-1907; Karel Doskočil, « Protonotář Jindřich Vlach a notář Jindřich Vlach z Isernie », in Časopis Archivní školy 15 (1940), S. 89-98; Václav Hrubý, « Jindřich Vlach z Isernie a počátky městských knih pražských a desk zemských », in Časopis Archivní školy 1 (1923), S. 142-166; V. H. (Václav Hrubý), « Zlomek formulářové sbírky Jindřicha Italského », in Časopis Muzea Království českého 91 (1917), S. 327-328; Jindřich Šebánek, « Čeští notáři na cestě Václava II. za polskou korunou », in Studia Źródłoznawcze – Commentationes 4 (1959), S. 75-84; D. Třeštík, « Formularze… », S. 43-56; Z. Fiala, « Panovnické listiny… », S. 262-264; Brigitte Schaller, « Der Traktat des Heinrich von Isernia De coloribus rethoricis », in Deutsches Archiv für Erforschung des Mittelalters 49, 1993, S. 113-153; Hans Martin Schaller, « Enrico da Isernia », in: Dizionario Biografico degli Italiani 42, Roma 1993, S. 743-744 (auch http://www.treccani.it/enciclopedia/enrico-da-isernia_%28Dizionario-Biografico%29/) . H. M. Schaller hat u. a.darauf hingewiesen, dass im Falle der Identität beider Personen musste der einzige Heinrich einen Brief an sich selbst schreiben.
35 František Palacký, Über Formelbücher, zunächst in Bezug auf böhmische Geschichte, nebst Beilagen, I-II, Praha, 1842-1847 (Abhandlungen der königlichen böhmischen Gesellschaft der Wissenschaften, V. 5, 1847), Bd. II, S. 5.
36 . Vgl. S. Dušková, « Kdo byl notář Jindřich », S. 59-74. Die Biographie und Tätigkeit des Notars, bzw. Protonotars Heinrich wird dort lediglich aufgrund des urkundlichen Materials, vor allem von Schrift- und Diktatuntersuchungen, jedoch ohne Rücksicht auf die Formelbücher behandelt.
37 Vgl. « Druhé pokračování Kosmovo, Letopisy české 1196-1278 », ed. Josef Emler, Fontes rerum Bohemicarum II, Praha, 1874, S. 302.
38 Vgl. A. Petrov, Henrici Italici Libri formarum II, Nr. 299. S. 152–155. Dazu K. Doskočil, « Protonotář Jindřich Vlach… », S. 95-97; Marie Bláhová, . « Vera ac falsa discernere in the Přemyslid Czech Lands (Until 1306) », in Arcana tabularii - Tanulmányok Solymosi László tiszteletére, Vol. I-II., hg. von Attila Bárány– Gábor Dreska– Kornél Szovák, Budapest–Debrecen, 2014, Bd. I, S.  21-30.
39 Vgl. W. Wattenbach, « Fragmente… », S. 237.
40 Národní archiv (Nationalarchiv der Tschechischen Republik), Maltézští rytíři, české velkopřevorství, Sign. 1324 (27. Mai 1301).
41 Vgl. S. Dušková, « Kdo byl notář Jindřich », S. 68.
42 Die Beschreibung der Manuskripte des Urkundenformulars des Henricus Italicus in: A. Petrov, Henrici Italici Libri formarum…, S. 7-19. Petrov hat u.a. auch eine Konkordanz der einzelnen Redaktionen (Henrici Italici Libri Formarum II, S. 17-51) erstellt.
43 Vgl. F. Palacký, Über Formelbücher…, passim; Ferdinand Tadra, Nově nalezené rukopisy formulářů XIII. a XIV. století, Praha, 1887, S. 6.
44 Srv. J. Voigt, « Das urkundliche Formelbuch… », S. 22.
45 Vgl. weiter unten.
46 A. Petrov, Henrici Italici Libri formarum…, passim.
47 J. Voigt, « Das urkundliche Formelbuch… », S. 23-177, hat nach dieser Handschrift von den 189 Formeln 177 früher nicht edierte Stücke ediert. Die Schriftstücke aus 66 Seiten der Handschrift sind leider unediert geblieben.
48 Berlin, Geheimes Staatsarchiv. Preussischer Kulturbesitz, Abgangsjournal-Nr. 895/1907. Für diese Information bin ich dem Mitarbeiter des GStA PK Dr. Dieter Heckmann zu Dank verpflichtet. Emil J. Polak konnte in seiner Publikation Medieval and Renaissance Letter Treatises and Form Letters. A Census of Manuscripts found in Eastern Europe and the Former U.S.S.R., Leiden – New York – Köln, 1993, die Manuskripte der Königsberger Bibliotheken nicht behandeln, da Kaliningrad zur Zeit der Erarbeitung des Buches (am Anfang der neunziger Jahre des 20. Jahrhunderts) für Ausländer gesperrt war. (vgl. E. J. Polak, Medieval and Renaissance Letter Treatises…, S. 261). D. Třeštík, « Formularze… », S. 47, schloss wohl fehl, dass sich diese Handschrift in den sechziger Jahren in der damaligen Bundesrepublik Deutschland befunden hat. Die Königsberger Bibliothek wurde während des zweiten Weltkrieges in verschiede Stätte evakuiert und alle Handschriften wurden noch nicht gefunden.
49 A. Petrov, Henrici Italici Libri Formarum… 1, S. 44, 46.
50 Vgl. J. Voigt, « Das urkundliche Formelbuch… », S. 14-15; A. Petrov, Henrici Italici Libri formarum… I, S. 46.
51 Srv. J. Emler, Die Kanzlei…, S. 55-56; A. Petrov, Henrici Italici Libri formarum… 2, S. 44, hielt beide Handschriften für fast zeitgenössisch.
52 Vgl. A. Petrov, Henrici Italici Libri Formarum… 1, S. 26-33.
53 Archiv Pražského hradu, Knihovna Pražské metropolitní kapituly, K 33, fol. 107. Vgl. dazu auch F. Palacký, Über Formelbücher… II, S. 5.
54 Sign. Rep. II. 71. Heute als Leihgabe in der Universitätsbibliothek Leipzig. A. Petrov hat das Leipziger Bruchstück noch nicht gekannt. Vgl. D. Třeštík, « Formularze… », S. 48, Anm. 30.
55 Klagenfurt, Archiv der Diözese Gurk, Bischöfliche Bibliothek, Sign. XXXI b 12, fol. 156-175. Vgl. F. Tadra, Nově nalezené rukopisy…, S. 2, 5-17; A. Petrov, Henrici Italici Libri Formarum… 1, S. 46. Diese Handschrift stammte aus der Kanzlei des Olmützer Bischofs, befand sich im 15. Jahrhundert jedoch im Besitz der Bischöfe von Gurk. Im Jahre 1787 wurde die bischöfliche Residenz nach Klagenfurt verlegt, wohin 1790 auch die Bibliothek übersiedelte. Vgl. Hermann Menhardt, Handschriftenverzeichnis der Kärntner Bibliotheken, Band I: Klagenfurt, Marie Saal, Friesach, Wien, 1927, S. 1 und 71.
56 SBM clm 22303, fol. 79-80 (Epistolae de rebus Bohemicis s. XIII et a. 1301 et 1312). Vgl. A. Petrov, Henrici Italici Libri Formarum… 1, S. 12-14, 2, S. 33-35. Zum Formelbuch Heinrichs in dieser Handschrift vgl. Ferdinand Tadra, « Mnichovský rukopis formuláře Vlacha Jindřicha », in Věstník Královské české společnosti nauk, 1889, S. 2-90.
57 Universitäts- und Landesbibliothek Tirol, Handschrift 711. Vgl. A. Petrov, Henrici Italici Libri Formarum… 1, S. 14; Konrad Wutke, Über schlesische Formelbücher des Mittelalters, Breslau 1919 (Darstellungen und Quellen zur schlesischen Geschichte, Bd. 26).
58 Nr. 2025.Vgl. A. Petrov. Henrici Italici Libri formarum…, S. 50.
59 Vgl. A. Petrov, Henrici Italici Libri formarum… 1, S. 11; 2, S. 33.
60 Diese Information ist im Explizit des Formelbuchs angeführt. Vgl. Národní knihovna České republiky (Nationalbibliothek der Tschechischen Republik), Ms Sign. I E 48, fol. 103v. Dazu A. Petrov, Henrici Italici Libri Formarum…1, S. 50-51; J. Emler, Die Kanzlei…, S. 57-58.
61 Vgl. F, Palacký, Über Formelbücher… I, S. 222; J. Emler, Die Kanzlei…, S. 57-58.
62 Vgl. J. Emler, Die Kanzlei…,, S. 57; A. Petrov, Henrici Italici Libri Formarum… 1, S. 51.
63 Signatur Cod 303, mit dem Titel Statuta regni Bohemiae. Vgl. Karl Hampe, Reise nach England vom Juli 1895 bis Februar 1896, in: Neues Archiv der Gesellschaft für ältere deutsche Geschichtskunde 22, 1897, S. 225-286, hier S. 231.
64 Heute Národní knihovna České republiky (Nationalbibliothek der Tschechischen Republik), Sign. I E 48. Die Schicksale dieser Handschrift sind aus den Katalog-Karteien der Nationalbibliothek ersichtlich.
65 Vgl. Václav Kratochvíl, « Taulow von Rosenthal, Theodor », in: Allgemeine Deutsche Biographie, hg. von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 37 (1894), S. 465–467, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: http://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Taulow_von_Rosenthal,_Theodor&oldid=1699657 (Version vom 30. März 2015, 15:48 Uhr UTC).
66 Sie befindet sich heute im Haus-, Hof- und Staatsarchiv Wien, Handschriftensammlungen W 109 (Böhm 196), fol. 2r–255v. Vgl. dazu J. Emler, Die Kanzlei…, S. 57-58; A. Petrov, Henrici Italici Libri formarum…, S. 50-51.
67 SBM clm 22303, fol. 107-131 (Epistolae ex libro formularum Henrici Italici… accedunt epistolae Thobiae episcopi Pragensis).Vgl. A. Petrov. Henrici Italici Libri formarum…, S. 51.
68 . Bibliothèque municipale de Colmar, Sign. 245.
69 . Vgl. A. Petrov, Henrici Italici Libri formarum…, S. 51-52.
70 Vgl. A. Petrov, Henrici Italici Libri formarum…, S. 52.
71 . Vgl. Jan Bedřich Novák, Český časopis historický 14, 1908, S. 423 (die Rezension der Arbeit Petrovs).
72 Dušan Třeštík, « Formularze… », S. 51, hält alle Redaktionen für das Werk einer einzigen Person, des Henricus Italicus, der sie im Laufe der Jahre 1290-1292 geschrieben habe. Er erklärt jedoch nicht, warum der Verfasser, parallel dazu, und im Wesentlichen in der selben Zeit, verschiedene Redaktionen durchgeführt und mit unterschiedlichen Nachträgen ergänzen konnte. Logischer Weise ist unter diesen Umständen nur eine stufenweise Ergänzung des ursprünglichen Textes vorstellbar.
73 Vgl. z. B. J. Voigt, « Das urkundliche Formelbuch… », S. 22.
74 J. Emler, Die Kanzlei…, S. 56.
75 Vgl. Jan Bedřich Novák, « Kritika formuláře královny Kunhuty », in: Sborník prací historických k šedesátým narozeninám Jaroslava Golla, hg. von Jaroslav Bidlo, Gustav Friedrich, Kamil Krofta, Praha, 1906, S. 124-152, bes. S. 127-128 und 151-152.
76 Knihovna Pražské metropolitní kapituly III 13 b. Vgl. Johann Loserth, « Fragmente eines Formelbuches Wenzels II. von Böhmen », in Archiv für österreichische Geschichte 57, Wien, 1879, S. 325-485.
77 Die Krönung Wenzels II. fand erst zu Pfingsten 1297 statt. Diese Urkunden und Briefe stellen den einzigen Beleg für diese Pläne dar; sie sind jedoch im Kontext mit der Ankunft von Wenzels Gemahlin Guta in Prag glaubwürdig. Vgl. J. Loserth, « Fragmente… », S. 472.
78 . Stiftsarchiv St. Paul in Lavanttal, Sign. Cod. 261/4 (alte Signaturen XXXII. c. 261; Kastensignatur 26.4.26). Vgl. http://www.ksbm.oeaw.ac.at/stpaul/inv/, Inventar der Handschriften des Benediktinerstiftes St. Paul im Lavanttal bis ca. 1600, bearbeitet von Christine Glaßner, Wien, 2002, Papierhandschriften aus Spital am Pyhrn, bearbeitet nach: Beda Schroll, Catalogus codicum manuscriptorum ex monasteriis S. Blasii in Nigra Silva et Hospitalis ad Pyhrum montem in Austria nunc in monasterio S. Pauli in Carinthia. St. Paul, 1868. Edition: Das St. Pauler Formular. Briefe und Urkunden aus der Zeit König Wenzels II., hg. von Johann Loserth, Prag 1896.
79 Siehe oben.
80 Vgl. Jan Bedřich Novák, Formulář biskupa Tobiáše z Bechyně (1279-1296), Praha, 1903, S. V-XLI; Eduard Šebesta, Nově nalezený zlomek formuláře biskupa Tobiáše z Bechyně (1279-1296), Praha, 1905 (Rezension Jan Bedřich Novák in Český časopis historický 12, 1906, S. 79-80); Ivan Hlaváček, « Nový zlomek formuláře Tobiáše z Bechyně », in Československý časopis historický 6 (1958), S. 545-561; Sáša Dušková, « Formulář Tobiáše z Bechyně ve světle listin pražských biskupů », Sborník prací filozofické fakulty brněnské univerzity C 12 (1964), S. 53-71.
81 Das Fragment wurde in der Universitätsbibliothek Kassel – Landesbibliothek und Murdhardsche Bibliothek der Stadt Kassel – aufgefunden und wird dort unter der Signatur 2o Ms. iurid. 100,5 aufbewahrt. Vgl. Die Handschriften der Murdhardschen Bibliothek der Stadt Kassel und Landesbibliothek. hg. von Ludwig Denecke, Band 2 – Manuscripta iuridica, Wiesbaden, 1969, S. 103; Miroslav Boháček, « Zur Behandlung juristischer Handschriften in den neueren Handschriftenkatalogen » in Studie o rukopisech, 9 (1970), S. 147-169, hier S. 149; Michal Tejček, « Dva neznámé listy městům Cheb a Klatovy z počátku 14. století. Úvod k zlomku neznámého pražského formuláře », in Západočeské archivy 2013, S. 33-47. Ich bin Herrn Michal Tejček für seine gründliche diesbezügliche Beratung zu Dank verpflichtet.
82 (Rex)… de causis litterarum scribendarum materiam notariis frequenter tribuit et transmissarum sibi seriem cum debita diligentia audire consuevit. « Petra Žitavského kronika zbraslavská », ed. Josef Emler, in Fontes rerum Bohemicarum IV, Praha 1884, I, 32, S. 40.
83 . Vgl. Josef Šusta, České dějiny II,1, Soumrak Přemyslovců a jejich dědictví, Praha, 1935, S. 499-503, 517-520.
84 Einstweilen konnten folgende Übereinstimmungen festgestellt werden: J. Voigt, « Das urkundliche Formelbuch… », Nr. 118, S. 129 = Codex diplomaticus et epistolaris regni Bohemiae, edd. Jindřich Šebánek et Sáša Dušková, V, 1, Pragae, 1974, Nr. 194, S. 307-308 (1259 iul. 27); F. Palacký, Über Formelbücher…, I, S. 224-225 = Codex diplomaticus et epistolaris regni Bohemiae, edd. Jindřich Šebánek et Sáša Dušková, V,2, Pragae, 1981, Nr. 635, S. 245-246 (1271 iul. 2); J. Voigt, ibidem, Nr. 152, S. 149 = Codex diplomaticus… V, 2, Nr. 815, S. 508-509 (1276 maii 28); J. Voigt, ibidem, Nr. CLXXIII, S. 162 = Regesta diplomatica nec non epistolaria Bohemiae et Moraviae, Pars II, Annorum 1253-1310, ed. Josef Emler, Pragae, 1882, Nr. 1375, S. 592-593 (1286 mart.); Regesta…. II, Nr. 2634, S. 1153 (Manuskript des Prager Domkapitels Nr. 202) = Regesta… II, Nr. 1398, S. 601 (1287 febr. 25); J. Voigt, ibidem, Nr. 173, S. 162 = Regesta… II, Nr. 1375, S. 592 (1286 mart. 3); weiters soll die Nr. 90, S. 143-145, in Codex diplomaticus et epistolaris regni Bohemiae, Tomi VI Fasciculus primus, inde ab a. MCCLXXVIII usque ad a. MCCLXXXIII, edd. Zbyněk Sviták, Helena Krmíčková, Jarmila Krejčíková, cooperante Jana Nechutová, Pragae 2006, mit der Formelsammlung aus dem Innsbrucker Fragment identisch sein (vgl. K. Wutke, Über schlesische Formelbücher… Nr. 42, S. 85). Vgl. auch Z. Fiala, Panovnické listiny, S. 265, Anm. 6.
85 Vgl. z. B. S. Dušková, « Formelsammlungen… », S. 123.
86 Für die Übersetzung meines Beitrags bedanke ich mich bei Vlasta und Hubert Reitterer.